Montag, 27. November 2017

GEDANKENKARUSSEL - Denn aufgewärmt schmeckt nur Gulasch.

Es ist jetzt schon 1o2 Tage her. Vor 1o2 Tagen habe ich im KH gelegen, mich mit meiner 5. Zimmernachbarin unterhalten, während ich auf meine letzte Blutdruckmessung wartete. Ich hatte Kopfschmerzen vom Weinen. Mich nahm einfach niemand dort Ernst, ich hatte Angst um meine Tochter, wollte endlich auf der anderen Seite des Flurs mit meiner Maus auf & ab laufen, vielleicht mit einer tollen Nachbarin zusammen Abendessen & über die Geburt & neue Zeit reden.


Stattdessen hatte "meine"  Hebamme frei, ich sollte früh mit Medikamenten im Gepäck nach Hause gehen für zwei Tage. Falls nix passiert bis dahin, würde man mich wie selbstverständlich aufschneiden. Denn ich dürfe ja meinen ET nicht so nah ran kommen lassen. Samstag sollte ich  wieder kommen, man würde mir den KS erklären, die körperlichen & vorallem seelischen Folgen verdeutlichen & mich anschließend noch mal ans CTG hängen, ob denn wirklich nichts passiere.

Ich versuchte nicht auszurasten, denn alleine die Formulierung "KS erklären" stieß mir sauer & vorallem bitter auf. Als ob ich das nicht selbst wüsste.  Ach stimmt - ich wurde ja behandelt wie eine zwölfjährige, naive Göre. Für ein Kind an sich erschien ich ihnen aber offenbar reif genug *kopfklatsch* Diese Logik.

Wir quälten uns durch 17Stundem Wehen, 5 davon mit der größten Kacktusse  des Planeten. Ich bin nicht mehr sprachlos über diese Frau. Mittlerweile bin ich nur noch wütend. Es reichte ja nicht, dass die PDA völlig falsch saß , es aber niemanden  genug interessierte, um erneut einen Anästhesisten zu rufen oder sie wenigstens zu ziehen - welche Risiken damit zugelassen wurden, bekam ich nebenbei - JA NEBENBEI - gesagt, als "mein" Anästhesist sie zog & sich beschwerte. Nein. Man muss mich anschreien, verletzen (körperlich & seelisch), meinen Mann völlig ignorieren, nur weil wir nicht verheiratet sind. SIE HABEN SOGAR VORHER GEFRAGT OB DER PAPA DAS BABY BEKOMMEN DARF ODER NICHT!!!

Am nächsten Tag muss man noch so richtig in dem schmerzenden Teil herum stochern & einreden wollen, dass man den KS später bereuen wird.

Nein. Mit dem Kaiserschnitt habe ich mittlerweile meinen absoluten Frieden geschlossen. Auch wenn ich manchmal den verpassten, natürlichen Weg erleben möchte. Aber nur, weil mich der Kaiserschnitt & alles drumherum beinahe das Leben gekostet hat.
Ich lag zwei Wochen im KH nach der Entbindung. Eine auf der ITS. Wusste während der ganzen Zeit einfach NICHTS. Niemand hat während der ganzen Zeit auch nur ein Wort Klartext gesprochen.
Nein. Nur eine Ärztin. Ausversehen. AUSVERSEHEN!!! Wie kann man AUSVERSEHEN der Mutter sagen, das sie fast gestorben ist? Bzw wie kann man das für sich behalten???


Der Auslöser für diesem Rückfall ist eine Lachattacke meiner Tochter gewesen. Er hat mich so schmerzhaft daran erinnert, dass ich dieses Lachen vielleicht nie hätte hören können. Dass ich meine Tochter niemals hätte  kennen lernen  können.
Ja, ich weiß. Hätte. Wäre. Könnte.
Aber darüber komme ich nicht hinweg.

Ich danke jeden Tag dafür, dass ich meine Tochter auf ihrem Weg begleiten, ihr Lachen hören, ihre Hände spüren, ihre riesigen schönen Augen sehen darf. Sogar dass ich ihre Todesfürze riechen kann. & ich danke allem dafür, dass ich am der Seite meines Mannes bleiben kann. Das ich  noch nachts seine Hand ins Gesicht kriege, wenn er sich zu schwungvoll umdreht oder morgens einen schlafgammelkuss, der manchmal sogar King Kong KO hauen kann. Ich bin sogar dankbar für die Arbeitsklamotten, die grundsätzlich kommen, wenn die Waschmaschine gerade  gestartet wurde.


Aber am meisten bin ich meinem Körper dankbar.  Dafür, dass er sich so schnell wieder eingependelt hat. Dass er das Wasser so schnell raus & alles andere zumindest in den gelben Bereich befördert hat. Mittlerweile habe ich ihm verziehen, dass  er Hilfe braucht. Dass ich mit 21 Jahren Herztabletten nehmen & Blutdruck messen muss.
Das einzige, was ich ihm wohl nie verzeihen kann, sind die zwei Wochen Thrombosespritzen. Es gibt nix fieseres, als eine Schwester dazu, die es nicht kann! Da war meine erste eigene weniger blau.

Ob & welche Folgen es für mich in Zukunft haben wird, weiß ich noch nicht. Ich weiß nur, dass ich es leid bin, alle paar Tage einen Heulkrampf wegen allem zu bekommen. Aber nächste Woche bekomme ich endlich meine Unterlagen. Die ersten Sprossen raus aus dem Karussell.

Ich möchte, dass mein Tag mehr Sonne als Regen hat. Ich möchte, dass das alles nicht mehr nur in meinen Kopf ist. Sondern greifbar. Damit ich es endlich weg packen kann. Momentan ist es einfach zu sehr Wasser. Es drückt überall & platscht mit Wucht alle paar Tage raus.  Unpassend & schmerzhaft.

Ich möchte, dass es die Kontrolle über mich verliert - denn aufwärmen macht nur bei Gulasch Sinn.  Bei anderen Sachen verdirbt man sich auf Dauer nur den Magen. Oder das Leben.

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